Summary in English:  A well balanced mix between melodic progressive rock and A&R elements.  A professional production and interaction between the sophisticated musicians.  Not the ultimate progressive rock album, but definitely worth checking out. 11 out of 15 points.

Original Review in German
Left Coast – Worlds of mystery

(57:16, Privatpressung, 2001)

Es scheint wohl eine typisch deutsche Eigenschaft zu sein, etwas Miese-Peter-ig in die Welt zu schauen. Ob verhaltene Skepsis ebenfalls eine weiteres Germanen-Attribut ist, hat die Wissenschaft uns noch nicht bewiesen, aber jedes mal, wenn ich hochsalbungsvolle Beweihräucherungen für die Beschreibung eines Albums lese, kommt unweigerlich dieses eigenartige Gefühl bei mir auf. „Ultimativer Prog-Rock...dies ist ein fünf Sterne Album und man will nicht, das es endet“. Okay, Werbung ist sicherlich eine Sache, aber mit Superlativen wird gerade in den letzten Jahren völlig ohne Maßstab und Rücksicht auf Verluste, nur noch so um sich geschmissen, dass es schon gar nicht mehr ultimativer als ultimativ geht.

Nun gut, nach dieser pseudo-philosophischen (oder doch pseudo-idiotischen?) Einleitung, gleich mal voll krasser Schwenk zu „Worlds of mystery“, dem bereits 2001 aufgenommenen Werk, der aus San Diego stammenden Left Coast. Von Beginn an, fällt positiv auf, dass hier deutlich hörbar echte Profis am Werkeln sind, denn zum einen hat die Produktion (bis auf die etwas zu weit nach vorne gemischten Drums) richtig Power und Tiefe, zum anderen hört man dem kalifornischen Fünfer einfach an, dass sie schon eine ganze Weile im Business aktiv sind und bestens miteinander harmonieren. Da passt einfach alles im Zusammenspiel, inhaltlich werden genau im richtigen Moment Spannungsfelder mit Breaks, Melodie und Soli gesetzt.

Ehrlicherweise sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass Left Coast keineswegs lupenreinen Progressive Rock spielen. Vielmehr gelingt es ihnen AOR und Melodic Rock mit deutlichen progressiven bzw. härteren Merkmalen gekonnt und verspielt anzureichern. Wenn man irgendeinen Vergleich ziehen sollte, so kommen hier am ehesten Rush in Frage, vor allem was den Gitarrensound betrifft. Wer jetzt bei AOR kalte Füße kriegt und nur schmalzig triefende Balladen und Schmuse-Rock erwartet, dem sei erwidert, dass die Südkalifornier durch höheren Härtegrad und einige vertrackte Wendungen, ihr straightes Grundgerüst gewaltig aufpeppen und ihnen dadurch eine durchaus powervolle Mischung gelungen ist. Am deutlichsten drückt aber Sänger Richard Pavelec dem Album seinen Stempel auf. Mit einer angenehmen, leicht rauchigen Stimme verleiht er den 11 Songs nicht nur seine Seele, sondern wird zum wichtigsten Kennzeichen des Left Coast Sounds. Nicht zu überdreht oder pathetisch, sondern angenehm zurückhaltend, aber keinesfalls unauffällig.

„World of mystery“ offenbart viele musikalische Facetten, ist aber sicherlich insgesamt kein ultimativer Meilenstein (ha, da ist wieder das Wort von der Einleitung!). Doch vielleicht gerade wegen der inneren Unaufgeregtheit, der intelligenten Umsetzung und Verschmelzung verschiedener Stile, geht die eine Stunde Spielzeit sehr kurzweilig und als beste Unterhaltung vorbei. Einfach mal auf der Homepage der Band vorbeischauen und nach dem dortigen Probehören selbst entscheiden.